Der Aktienmarkt lässt viele Menschen glauben, dass die Krise bald ausgestanden ist. Sobald alle wieder arbeiten, ist wieder alles in Butter. Richtig?
Wir können dafür keine Evidenz feststellen. Was sehen wir?
AKTIENMARKT:
Bisher haben sich nur große Tech-, Pharma-, Lebensmittel- und Kosmetikkonzerne aus wenigen Ländern (USA, China, Süd-Korea, Deutschland ein bisschen) erholt. Alle anderen sind noch in der Nähe der März Tiefs:
- Die meisten anderen Sektoren
- Kleine und mittlere Unternehmen weltweit
- Die meisten Länder (siehe Süd-Europa), aber insbesondere auch Emerging Market Länder, mit Schulden in USD (Staatspleiten sind zu erwarten).
- Rohstoffe (in ihrer Funktion als Indikatoren für eine wachsende Weltwirtschaft)
ARBEITSLOSIGKEIT:
Nach den Krisen 2002 und 2008 hatte die USA stets mindestens 4 Jahre oder länger gebraucht, um auf das vor-Krisen Beschäftigungsniveau zu kommen. Der Beschäftigungseinbruch in den USA übertrifft die Krisen zuvor bei weitem.
VERSCHULDUNG, KREDITVERGABE und ZINSEN:
Die Welt war vor Corona mit Fremdkapital so sehr gehebelt wie noch nie zuvor. Mit Corona mussten sich viele noch mehr verschulden. Fehlende Einkünfte drücken die Schuldenlast weiter. Die Einnahmen in den nächsten Monaten fließen erst mal in die Kreditbedienung und nicht in Konsum oder Investitionsgüter. Die Nachfrage nach Gütern weltweit wird sinken. Deutschland als Exportnation wird das auch noch merken.
Da die Welt vor Corona schon so sehr schuldet war, kann man sagen, dass ein Motor für die Weltwirtschaft die Kreditvergabe war. Dieser bricht nun aber weg. Die Banken vergeben deutlich restriktiver Kredite.
JP Morgan gibt nur noch Immobilienkredite mit mindestens 20% Eigenkapital aus. Ähnliche Maßnahmen sehen wir in Kanada und Australien. Auch in Deutschland kamen die Corona Kredite der KfW, die mit 80-90% vom Bund garantiert wurden, nicht in der Wirtschaft an, weil die Hausbanken die restlichen 10-20% nicht übernehmen wollten. Nun musste ein Programm aufgelegt werden, bei dem der Staat 100% eines Kredites garantiert. Aufgrund der weltweiten Schuldenproblematik bleiben die Zinsen unten. Es wäre an dieser Stelle nicht verwunderlich, wenn auch die USA negative Zinsen erhält. Vermutlich werden sich die Weltwährungen weiter um die Wette abwerten.
FAZIT:
Wir denken, dass selbst mit einem Impfstoff oder Heilung es lange dauern würde bis Realwirtschaft wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht. Die Schuldenlast von Ländern, Unternehmen und Privatpersonen wird derzeit oft noch unterschätzt.
Wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein?