Energie:
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognosen für die Ölnachfrage leicht nach unten korrigiert, erwartet aber trotzdem einen Anstieg um jeweils 700.000 Barrel pro Tag für dieses und nächstes Jahr. Das ist der geringste Anstieg seit dem Corona-Jahr 2020, was zeigt, dass die Nachfrage wieder etwas stabiler ist.
Besonders bemerkenswert ist der kräftige Anstieg der Ölproduktion Saudi-Arabiens im Juni um 700.000 Barrel pro Tag auf 9,8 Millionen Barrel. Das liegt deutlich über dem vereinbarten Niveau und sogar über den Erwartungen der Marktbeobachter. Die hohen Produktionszahlen wurden durch die IEA mit einem Anstieg der Netto-Exporte und der Rohölverarbeitung erklärt.
Interessant ist auch, dass Saudi-Arabien angeblich die OPEC um eine niedrigere Produktionsmeldung für Juni gebeten haben soll, um die Vorgaben zu erfüllen. Das könnte bedeuten, dass die tatsächliche Produktionsmenge im Juni niedriger war, als es die offiziellen Zahlen zeigen. Falls Saudi-Arabien dauerhaft mehr produziert als vereinbart, könnte das den Zusammenhalt innerhalb der OPEC+ gefährden, weil andere Länder dann vielleicht auch ihre Produktion erhöhen würden.
Gestern stieg der Preis erstmals seit den Angriffen zwischen Israel und dem Iran wieder über 71 USD pro Barrel. Das lag zum einen an Chinas kräftigen Rohölimporten, was die Nachfrage steigen ließ. Zum anderen gab es eine wichtige Ankündigung von US-Präsident Trump: Er kündigte eine „große Erklärung“ zum weiteren Vorgehen gegen Russland an und setzte Russland eine Frist von 50 Tagen, um den Krieg zu beenden.
Falls Russland nicht handelt, drohen Strafzölle von 100 % gegen Russlands Verbündete, was vor allem China und Indien betrifft, die viel russisches Öl kaufen. Diese Drohung wurde zunächst mit Erleichterung aufgenommen, weil die befürchtete kurzfristige Verknappung des Ölangebots durch neue Sanktionen ausgeblieben ist. Außerdem ist die Drohung so massiv, dass sie nur begrenzt glaubwürdig erscheint. Danach sank der Brentpreis wieder unter 70 USD pro Barrel.
Es ist auch wichtig zu wissen, dass Russlands Ölexporte laut IEA bereits im Juni auf das niedrigste Niveau seit 2021 gefallen sind, mit 7,23 Millionen Barrel pro Tag. Das wirft die Frage auf, ob Russland seine Förderkapazitäten noch vollständig aufrechterhalten kann.
Im Juni hat China erneut deutlich mehr Rohöl importiert, nämlich 49,9 Millionen Tonnen, was 7 % mehr ist als im Vormonat. Das entspricht täglich etwa 12,2 Millionen Barrel, was die höchsten Werte seit Sommer 2023 sind. Diese hohen Importe passen zu der gesteigerten Rohölverarbeitung in China, die auf 15,2 Millionen Barrel pro Tag gestiegen ist – der höchste Wert seit September.
Besonders im Dieselmarkt sind die Margen momentan hoch, was die Verarbeitung und den Export attraktiv macht. Trotzdem ist die Nachfrage im Inland eher schwach, was durch die BIP-Zahlen für das zweite Quartal bestätigt wird. Das führt dazu, dass die Rohölimporte in China teilweise über das Ziel hinausschießen.
Laut einem Bericht der IEA sind die Rohölvorräte im zweiten Quartal um 82 Millionen Barrel gestiegen, was zu den größten Lageraufbauten in einem Quartal zählt. China möchte seine Energiesicherheit verbessern und hat seit Anfang 2025 Unternehmen verpflichtet, strategische Lagerbestände vorzuhalten. Der staatliche Lagerbestand ist bereits zu 80 % gefüllt, während die kommerziellen Lager nur zu 50 % gefüllt sind. Dieser Lageraufbau ist zwar eine Unterstützung für den Ölmarkt, könnte aber auch an Tempo verlieren, was ein Risiko darstellt.
Was die Gasimporte betrifft, so sind diese im Juni leicht auf über 10 Millionen Tonnen gestiegen, was eine Erholung im Vergleich zum Vormonat darstellt. Insgesamt lagen die Gasimporte im zweiten Quartal etwas über denen im ersten, aber sie sind noch immer etwa 5 % niedriger als im Vorjahr.
Es ist noch unklar, ob China mehr LNG am internationalen Markt nachfragt, da die Importe aus LNG und Pipelines zusammen ausgewiesen werden. Besonders in letzter Zeit hat China seine Pipelinebezüge erhöht. Die steigenden Temperaturen in Asien und der damit verbundene Bedarf an Klimatisierung tragen ebenfalls zu den höheren Preisen bei.
Edelmetallmärkte:
In den letzten Tagen ist der Silberpreis deutlich gestiegen, auf über 39 USD je Feinunze, was etwa 5 % Plus bedeutet. Damit hat Silber sogar Gold überholt, das nur um 1,5 % gestiegen ist. Die Gründe für diesen Anstieg sind nicht ganz eindeutig, aber es wird vermutet, dass die gestiegene Unsicherheit durch die neuen Zollankündigungen von US-Präsident Trump eine Rolle spielt.
Solche Unsicherheiten führen oft dazu, dass Investoren sichere Häfen wie Silber, den japanischen Yen oder den Schweizer Franken suchen. Allerdings ist Silber weniger ein sicherer Hafen als Gold, weil es auch stark industriell genutzt wird. Bei einer wirtschaftlichen Abschwächung sinkt die Nachfrage nach Silber meist.
Der deutliche Anstieg bei Silber könnte auch ein Aufholeffekt sein, weil Gold bereits seit Anfang des Jahres um rund 30 % gestiegen ist und das Potenzial für weitere Gewinne für viele Investoren begrenzt erscheint. Deshalb suchen sie nach günstigeren Alternativen wie Silber, Platin oder Palladium, die zuvor im Preis hinter Gold zurückgeblieben sind.
Industriemetalle:
Der Preis für Kupfer kann sich zu Beginn der Woche über 9.600 USD pro Tonne halten, doch es gibt auch einige Faktoren, die auf einen möglichen Preisrückgang hindeuten. Zum Beispiel steigt seit Anfang des Monats der Lagerbestand an der London Metal Exchange (LME), was darauf schließen lässt, dass die US-Importe nachlassen.
Gleichzeitig bleiben die Kupfererzimporte Chinas, dem weltweit wichtigsten Kupferproduzenten, relativ robust, auch wenn sie im Vergleich zum Rekordhoch im April etwas zurückgegangen sind. Insgesamt sind die Importe im ersten Halbjahr noch etwa 6% höher als im Vorjahr.
Der Anstieg des Kupferpreises seit Jahresbeginn hat den chinesischen Schmelzen geholfen, ihre Margen zu verbessern, doch die US-Zölle könnten den Preis wieder drücken, da sie außerhalb der USA einen dämpfenden Effekt haben. Es bleibt also unklar, wie profitabel es für die chinesischen Schmelzen ist, die Produktion auf hohem Niveau zu halten, doch momentan deuten die Zeichen auf eine weitere Expansion hin.
Die chinesische Aluminiumindustrie unterliegt einer staatlich festgelegten Produktionsobergrenze von 45 Millionen Tonnen pro Jahr. Da die Produktion in den letzten sechs Monaten im Durchschnitt bei etwa 3,78 Millionen Tonnen pro Monat lag, würde das auf das Jahr hochgerechnet ungefähr 45,4 Millionen Tonnen ergeben – also knapp über der Grenze. Deshalb wird erwartet, dass die Produktion im zweiten Halbjahr leicht gedrosselt wird, um die Grenze nicht zu überschreiten.
Interessant ist auch, dass die Preise gefallen sind, was die Profitabilität der chinesischen Schmelzen verbessert hat. Trotz der leichten Drosselung bleibt die hohe Produktion in China momentan ein Belastungsfaktor für die Aluminiumpreise.
Agrarmärkte:
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seinem monatlichen WASDE-Bericht die Prognose für die weltweiten Lagerendbestände bei Mais überraschend gesenkt. Das ist interessant, weil die meisten Analysten, laut einer Bloomberg-Umfrage, eigentlich mit einer leichten Erhöhung gerechnet hatten.
Das USDA begründete die Senkung vor allem mit einer niedrigeren US-Ernte, die auf eine kleinere Anbaufläche zurückzuführen ist, obwohl die Ertragsprognose unverändert blieb.
Das Ganze ist etwas überraschend, weil die Maispflanzen momentan in einem sehr guten Zustand sind und die Wetterbedingungen für die nächsten Wochen günstig aussehen. Es könnte aber sein, dass das USDA noch etwas abwartet, bevor es seine Prognosen anpasst.
Eine spätere, positive Revision der Ernteaussichten ist also möglich. Insgesamt dürfte der preistreibende Effekt des Berichts daher eher begrenzt sein.
Ich freue mich auf den informativen Austausch in unserer Facebook- und LinkedIn-Gruppe
„Wirtschaft + Börse + Professionelles Portfoliomanagement“
https://www.facebook.com/groups/617897996417583
https://www.linkedin.com/groups/13291104/
und stehe unseren Gruppenmitgliedern für Fragen und Analysen gern zur Verfügung!
Beste Grüße aus Frankfurt am Main
Michael Neumann
Chief Executive Officer
Admin / Gruppenmoderator
Neumann Capital AG
Altenhöferallee 15
D-60438 Frankfurt am Main
Phone +49 (0)69-95776107
Mobile / WhatsApp +49 (0)151 - 18411595
info@neumann-capital.com
https://www.neumann-capital.com