Energie:
Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Prognose für die US-Rohölproduktion nach unten korrigiert. Für dieses Jahr erwartet sie jetzt im Durchschnitt 13,37 Millionen Barrel pro Tag, was etwas weniger ist als die vorherigen 13,41 Millionen. Der Rückgang betrifft vor allem die letzten drei Monate, inklusive Juli.
Die EIA geht außerdem davon aus, dass die Produktion bis zum nächsten Frühjahr unter 13,5 Millionen Barrel pro Tag bleiben wird und bis Ende des nächsten Jahres auf etwa 13,25 Millionen sinken könnte. Ein Grund dafür ist, dass die Schieferölproduktion im Permian Basin, dem größten Schieferölvorkommen in den USA, kaum noch wächst und sogar leicht zurückgehen könnte. Das liegt vor allem an der gesunkenen Bohraktivität dort.
In den letzten vier Wochen sind die russischen Rohölexporte auf durchschnittlich 3,12 Millionen Barrel pro Tag gefallen, was das niedrigste Niveau seit über vier Monaten ist. Obwohl die OPEC+ das Produktionsziel erhöht hat, sind die tatsächlichen Lieferungen aus Russland bisher nicht gestiegen.
Das liegt unter anderem daran, dass Russland die Produktion nicht so stark erhöhen kann, wie es vereinbart wurde, weil noch Ausgleichskürzungen notwendig sind, um vorherige Überproduktionen auszugleichen. Außerdem haben die russischen Raffinerien in letzter Zeit mehr Öl nachgefragt, was die für den Export verfügbare Menge verringert. Das geringere Angebot aus Russland könnte auch ein Grund sein, warum die Ölpreise die erhöhte Produktion der OPEC+ bisher gut verkraften konnten.
Laut Bloomberg plant die OPEC+ im September die Ölproduktion erneut zu erhöhen, wahrscheinlich um weitere 550.000 Barrel pro Tag. Danach wollen sie eine Pause einlegen. Das würde bedeuten, dass die freiwilligen Produktionskürzungen, die bisher knapp 2,2 Millionen Barrel pro Tag ausmachen, sowie die Erhöhung der Vereinigten Arabischen Emirate um 300.000 Barrel pro Tag, abgeschlossen sind.
Die restlichen Einschränkungen von 3,66 Millionen Barrel pro Tag aus den Jahren 2022 und 2023 bleiben jedoch bis Ende 2026 bestehen. Änderungen daran sind erst beim nächsten Treffen im November möglich, wenn über die Produktion für 2026 entschieden wird. Da im Herbst ein Überangebot an Öl droht, wird die OPEC+ wahrscheinlich die Kürzungen im nächsten Jahr nicht zurücknehmen, um den Markt nicht weiter zu überschwemmen.
Der Preis für den Gasöl-Terminkontrakt im Juli ist auf fast 820 USD pro Tonne gestiegen, was den höchsten Wert seit Juni während der Eskalation im Israel-Iran-Konflikt widerspiegelt. Dieser Anstieg liegt auch mehr als 100 USD über dem August-Kontrakt, was auf eine erhöhte Unsicherheit und Knappheit im kurzfristigen Angebot hindeutet. Besonders im März 2022 war der Preisaufschlag für kurzfristig lieferbares Diesel zuletzt so hoch.
Das Auslaufen des Juli-Kontrakts nach Handelsschluss hat wahrscheinlich zu diesem Preisanstieg beigetragen, während der August-Kontrakt kaum verändert bei 700 USD blieb und seit heute die neue Referenz ist.
Die knappen Dieselvorräte in den USA, die 24% unter dem 5-Jahresdurchschnitt liegen und auf einem 20-Jahrestief sind, könnten den Dieselpreis weiterhin nach oben treiben, da weniger Diesel für den Export nach Europa zur Verfügung steht.
Auf der anderen Seite ist Diesel in Asien aufgrund des größeren Angebots deutlich günstiger, was den Export nach Europa attraktiver macht. Allerdings erschweren die jüngsten Angriffe der Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer die sichere Durchfahrt für diese Lieferungen, was die Versorgungssituation zusätzlich beeinflussen könnte.
Edelmetallmärkte:
Laut dem World Gold Council gab es im Juni einen Anstieg der Gold-ETF-Bestände um 75 Tonnen. Im zweiten Quartal wurden insgesamt 170 Tonnen netto gekauft, was im ersten Halbjahr sogar 397 Tonnen ausmacht – die stärksten Zuflüsse in einem ersten Halbjahr seit fünf Jahren.
Damals, vor fünf Jahren, waren es die Corona-Pandemie und die lockere Geldpolitik der Zentralbanken, die die Käufe angetrieben haben. Dieses Mal scheinen die Unsicherheiten durch die Zollpolitik des US-Präsidenten Trump der Hauptgrund gewesen zu sein, was vor allem in den Monaten Februar bis April zu den meisten Zuflüssen führte.
Mehr als die Hälfte der Käufe im ersten Halbjahr entfiel auf Gold-ETFs in den USA. Diese starken Käufe haben den Goldpreis im April auf ein Rekordhoch getrieben, doch zuletzt ist der Einfluss der ETF-Käufe auf den Preis etwas nachgelassen. Der Goldpreis stieg in der ersten Junihälfte zwar noch, blieb aber unter dem Rekordhoch und sank danach wieder leicht, sodass am Ende nur ein marginaler Anstieg zu verzeichnen ist.
Industriemetalle:
Der US-Präsident hat angekündigt, Importzölle auf Kupfer in Höhe von 50% einzuführen. Das hat dazu geführt, dass die Kupferpreise an verschiedenen Märkten unterschiedlich reagieren. So stieg der Preis an der COMEX, einer US-Börse, kurzfristig auf fast 590 US-Cent pro Pfund (etwa 13.000 USD pro Tonne).
Im Gegensatz dazu geriet der Preis an der London Metal Exchange (LME) unter Druck, was dazu führte, dass der US-Preis mit einer Prämie von fast 30% zum LME-Preis gehandelt wird. Das liegt daran, dass die hohen Zölle das Angebot an Kupfer in den USA verringern dürften, weil es teurer wird, Kupfer aus dem Ausland zu importieren.
Da die USA im letzten Jahr 45% ihres Kupferverbrauchs importiert haben, vor allem aus Chile, müssten sie ihre eigene Produktion fast verdoppeln, um den Bedarf zu decken. Das ist in kurzer Zeit kaum machbar. Auch die Sekundärproduktion, also recyceltes Kupfer, macht nur einen kleinen Anteil aus, was die Situation zusätzlich erschwert.
Kurzfristig versuchen US-Unternehmen wahrscheinlich, noch vor Inkrafttreten der Zölle am 1. August so viel Kupfer wie möglich in die USA zu bringen. Das könnte den Lagerabbau an der LME und SHFE (chinesischer Markt) beschleunigen und die Preise vorübergehend stützen. Nach dem 1. August, wenn die Zölle wirksam werden, ist jedoch mit einem Rückgang der Kupferpreise zu rechnen, möglicherweise bis auf etwa 9.500 USD pro Tonne.
In dieser Woche ist der Preis für eine Tonne Eisenerz deutlich gestiegen und hat am Freitag 99 USD an der Börse in Singapur erreicht. Dieser Anstieg wurde durch zwei Hauptfaktoren beeinflusst, die allerdings eher kurzfristig wirken.
Zum einen gibt es Gerüchte über ein weiteres Stimuluspaket der chinesischen Regierung, um den Immobilienmarkt zu stützen. Allerdings dürfte die Wirkung auf die Stahlnachfrage in China begrenzt sein, da die Regierung vor allem sicherstellen möchte, dass bereits im Bau befindliche Immobilien fertiggestellt werden. Da Stahl hauptsächlich in der Anfangsphase des Bauprozesses benötigt wird, ist der Einfluss auf den Eisenerzpreis eher gering.
Zum anderen drohte die USA Brasilien mit hohen Zöllen auf Eisenerz-Exporte, was kurzfristig zu Marktverzerrungen führen könnte, da die USA etwa 50% ihrer Eisenerzimporte aus Brasilien beziehen. Allerdings machen die USA nur weniger als 1% des weltweiten Eisenerzexports aus, sodass diese Maßnahme wahrscheinlich nur vorübergehende Effekte haben wird.
Insgesamt wird der kurzfristige Preisanstieg also durch diese Ereignisse beeinflusst, doch mittelfristig sehen Experten nur wenig zusätzliche Unterstützung für den Eisenerzpreis.
Agrarmärkte:
US-Präsident Trump hat angekündigt, ab dem 1. August einen Zollsatz von 50% auf alle Importe aus Brasilien zu erheben, falls diese Entscheidung nicht vorher zurückgenommen wird. Das betrifft auch Kaffee, da Brasilien der wichtigste Kaffeeproduzent und -exporteur ist. Mehr als ein Viertel der US-Kaffeeimporte kommen aus Brasilien, und die Produktion für das Jahr 2025/26 wird auf etwa 65 Millionen Säcke geschätzt.
Da die USA bereits große Mengen Kaffee aus Kolumbien und Vietnam importieren, wird es für US-Importeure schwierig, den brasilianischen Kaffee durch andere Quellen zu ersetzen. Kolumbien exportiert weniger Kaffee, und die Importe aus Vietnam würden durch einen Zoll von 20% verteuert, was die Beschaffung zusätzlich erschwert.
Die Auswirkungen auf die Kaffeepreise an der Börse sind unklar. Wenn die Nachfrage in den USA wegen der höheren Preise sinkt, könnte das Angebot aus Brasilien den Preis drücken. Andererseits könnte der schwächere brasilianische Real dazu führen, dass mehr Kaffee auf den Markt gelangt, was ebenfalls den Preis beeinflusst.
Wenn die Konsumenten die höheren Preise akzeptieren, könnten die Preise sogar steigen, weil die US-Nachfrage außerhalb Brasiliens wächst.
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