Was ist auf lange Sicht besser: Gute Investmentideen oder ein Investmentprozess?
Man ist schnell geneigt zu sagen: Gute Investmentideen natürlich.
Meiner Meinung nach ist der Investmentprozess wichtiger.
Hier ein Beispiel:
Gute Investmentideen schlecht ausgeführt, enden meistens im Desaster. Jeder Investor sollte wissen „der Kapitalmarkt verzeiht keine Fehler auch wenn diese noch so klein sind“.
Mittelmäßige Investmentideen, die aber stets exakt ausgeführt werden, führen in der Gesamtheit betrachtet am Ende zu einem profitablen Ergebnis.
Ein Investmentprozess sollte objektiv und wiederholbar sein mit klaren Kriterien und Vorgehensweisen. Er sollte die gesamte „Wertschöpfungskette" eines Traders erfassen, wie nachfolgend aufgeführt:
- Trade Identifikation
- adäquate Kapitalisierung/Positionsgröße
- Trade Entry
- Positionsmanagement
- Gesamtportfolio Risikomanagement
- Trade Exit
- Controlling (feedback loop) zur kontinuierlichen Verbesserung
Gute Anleger haben einen Prozess mit dem sie klar sagen können, was eine richtige Handlung ist und was ein Fehler ist. Das bringt Klarheit in den Entscheidungen und nimmt Emotionen raus.
Natürlich kann ein fehlerhaftes Geschäft mit Wertpapieren (Mistrade) auch mal profitabel sein. Das wird aber in der Regel nicht so oft vorkommen. Auf der anderen Seite kann ein Trader bei einer Position alles richtig machen und sie bringt trotzdem nur einen Verlust ein.
Die Bedeutung eines Investmentprozesses wird in den deutschsprachgien Medien so gut wie nie thematisiert.
In den USA, wo der Kapitalmarkt deutlich ausgeprägter ist, stolpert man wenigstens ab und zu über dieses Thema. Profis muss man die Bedeutung nicht erklären. Jedes Investmenthaus hat strenge interne Anlageprozesse und ein Kontrollgremium.
Auch bei Dachfondsmanagern wird bei der Auswahl der Fonds oft der Investmentprozess des jeweiligen Fonds analysiert.
Ich will nicht sagen, dass alle "Profis" am Kapitalmarkt eine super Performance haben. Es ist hinreichend bekannt, dass dies nicht so ist.
Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass mit einem Investmentprozess systematische und langfristige Verbesserungen erreicht werden. Ohne einem Investmentprozess beraubt sich ein Anleger selbst seiner Möglichkeiten, welche für den langfristigen Erfolg unabdingbar sind.
Jeder Broker muss inzwischen bei Kontoeröffnung angeben, dass nur ca. 10-15% seiner Kunden profitabel agieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten dieser profitablen Anleger einem festgelegten Investmentprozess folgen und die anderen 85 - 90% nicht.